Thesenblatt: »Die
armen Frauen«
Universität Heidelberg
Institut für Politische Wissenschaft
Proseminar: "Theorien des Sozialstaates"
Dozent: Michael Windfuhr
ReferentInnen: Barbara Gärtner, Dominik
Heller, Kinga Tybulska, Mathias Wieland |
Inhalt
I. Grundlegende historische
Entwicklungen
I.a) der Familienlohn
Industrielle Revolution
-
wegen des geringen Lohnes arbeiten alle Familienmitglieder
-
Problem der mangelnden »Produktion«
von Arbeitskraft
-
Bedarf an Arbeitskräften nur unzureichend
zu decken
--> Familienlohn:
-
sichert »Produktion« von Leben,
da Frauen in der Familie bleiben
-
erleichtert die Regeneration von Arbeitskraft
Probleme durch den Familienlohn:
-
nur ein Verdienst --> komplette Abhängigkeit
der Familie vom Arbeitsplatz
-
Machtposition des »breadwinner«
innerhalb der Familie, da er den Lohn verteilt
I.b) soziale Sicherungssysteme:
Grundintention: Maßnahmen zum Schutz/Erhalt
der »Ware Arbeitskraft«
--> Leistungen sind mit Erwerbstätigkeit
verknüpft
Problem: Frauen waren nicht erwerbstätig
--> früher: sie fielen durch das
Netz der sozialen Sicherungen
--> heute: Ansprüche von Ehefrauen
über die Erwerbstätigkeit des Mannes
II. Diskriminierung
im Wohlfahrtsstaat
-
durch die arbeitsplatzbezogenen Sozialleistungen,
wird nicht nach Geschlecht unterschieden, sondern nach Arbeitenden und
Nicht-Arbeitenden
-
dennoch faktische Diskriminierung der Frauen:
die gesellschaftlich vorherrschenden Geschlechterrollen weisen Frauen unbezahlte
Arbeitsplätze (Familie, Gemeinnutz) zu
-
ein Beispiel für einen Wohlfahrtsstaat,
der dieses Problem nicht kennt, ist das Modell Schwedens: Anspruch auf
Sozialleistungen nicht über Erwerbstätigkeit, sondern über
Staatsbürgerschaft des Individuums
III. Theoretiker des
Wohlfahrtsstaates: Richard Titmuss
1907 - 1973; war Professor für Sozialverwaltung
an der London School of Economics
sein Forschungsschwerpunkt auf die Mikrostrukturen
der Gesellschaft und auf die Redistributivbeziehungen des Staates
Methodik: Analyse des geteilten Sozialstaates
-
Leistungen durch Sozialversicherung und soziale
Dienste
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Umverteilung durch Steuervergünstigungen
-
Umverteilung durch arbeitsplatzbezogene Vergünstigungen
Das Titmuss´sche Paradigma in der Zusammenfassung
von Hilary Rose
1. Die gute Gesellschaft wird normativ
durch eine redistributive Sozialpolitik integriert, welche die Zunahme
von Altruismus erleichtert
2. die Aufgabe der Sozialpolitik ist die
Überprüfung der Tätigkeiten aller drei Bereiche der Wohlfahrt.
3. Die Sozialpolitik muß ebenso
ständig neue, durch gesellschaftliche Veränderungen hervorgerufene,
soziale Mißstände ausfindig machen.
4. Der Staat und seine Verbündeten,
die sozialen Dienstleistungserbringer teilen dieses redistributive Ziel
5. Das wirtschaftliche System ist eine
reine Hintergrunderscheinung und wird weiterhin Vollbeschäftigung
und materiellen Wohlstand sichern.
6. Die Verwirklichung dieses Programms
ist der Sozialismus.
Der bundesdeutsche Wohlfahrtsstaat diskriminiert
nicht direkt, ändert aber auch nichts an diesem Dilemma
Sind soziale Leistungen des Staates wie
beispielsweise Mutterschutz und die Anrechnung von Erziehungszeiten Ersatz-
oder Zusatzleistungen?
IV. Literaturangabe
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Gerhard, Ute: "Atempause: Die aktuelle Bedeutung
der Frauenbewegung für eine zivile Gesellschaft", in Aus Politik und
Zeitgeschichte. B21-22/96
-
Rose, Hilary: Wohlfahrt ohne Frauen. Neubetrachtung
einer klassischen Sozialpolitiktheorie, in : Kickbusch, Ilona & Riedmüller,
Barbara (Hrsg.): Die armen Frauen. Frauen und Sozialpolitik , Frankfurt
a. M., 1984
-
Kickbusch, Ilona & Riedmüller, Barbara
(Hrsg.): Die armen Frauen. Frauen und Sozialpolitik , Frankfurt a. M.,
1984
-
Titmuss, Richard: "The Position of Woman"
in: Essays on the Welfare State. London, 1963
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Zuletzt
geändert: Januar 1998 von Mathias
Wieland.